Zu diesem Punkt begrüßt die Vorsitzende Angela Linden-Berresheim den Vertreter der EVM, Herrn Klaus Bohne, der in leitender Funktion für die Abwasserbeseitigung zuständig ist.

Nach einer kurzen Vorstellung zu seiner Person erläutert Herr Bohne die Grundzüge des Systems der Abwasserentsorgung in Remagen. So wurde 1996 beschlossen, die Kläranlage in Oberwinter aufzugeben und das Abwasser der gesamten Stadt der Kläranlage Sinzig zuzuführen. Ausgenommen hiervon ist lediglich das Abwasser aus Oedingen, welches in der Kläranlage in Züllighoven, Wachtberg, aufbereitet wird. Ausgehend von einer bis 2005/2006 durchgeführten hydraulischen Berechnung des gesamten städtischen Abwassersystems durch das Fachbüro SAG aus Ulm wurde das Kanalnetz sodann Jahr für Jahr ertüchtigt. So wurden beispielsweise allein in Oberwinter in den letzten 5 Jahren in insgesamt 5 Baumaßnahmen nicht mehr ausreichend leistungsfähige Kanäle und Schächte ertüchtigt und Regenüberlaufbecken (RÜB) errichtet. Diese sind erforderlich, da in Remagen überwiegend sog. Mischwasserkanäle bestehen, in denen das Schmutz- und das Regenwasser in einem gemeinsamen Kanal abgeführt werden. Lediglich in neueren Baugebieten, wie etwa dem „Krummen Morgen“ in Bandorf, werden Schutz- und Niederschlagswasser in eigenen Kanälen geführt („Trennsystem“). Die RÜB dienen dazu, bei stärkeren Regenfällen überschüssiges Wasser aus dem Mischwasserkanal in die Gewässer (hier: Bandorfer Bach) abzuschlagen, um den Kanal und auch die nachgeschalteten Anlagen zu entlasten.

Eine Anfrage aus der letzten Sitzung des Ortsbeirates aufgreifend erklärt Herr Bohne, dass das gesamte Bandorfer Schmutzwasser tatsächlich durch die Straße Im Wiesengrund geleitet wird. Dies ist jedoch dem natürlichen Geländeverlauf geschuldet, da es sich hier um das tiefste Gelände handelt. Befürchtungen der Anwohner zerstreut er mit dem Hinweis, dass der Kanal an dieser Stelle mit einem Durchmesser von 500 mm (600 mm im Anschluss an das RÜB Bachhelte) ausreichend bemessen ist (vgl. auch Anlage 1).

Von einer 100 %-Auslastung wird fachlich gesprochen, wenn die Kanalrohre gefüllt sind. Die Kanalschächte bilden eine Rückhaltereserve, da deren Volumen die Leistungsfähigkeit des Abwassersystems nennenswert erhöht. Erst wenn sich in den Schächten der Abstand des Abwassers auf weniger als 50 cm bis zum Kanaldeckel nähert, beginnt eine kritische Auslastung.

Grundlage für die Bemessung der Kanäle ist ein 15-Minuten- Regen, der seine größte Ergiebigkeit im 2. Drittel aufweist (sog. „Euler-Regen“). Die hieraus abgeleitete Dimensionierung stellt sicher, dass ein statistisch alle zwei bis vier Jahre auftretender stärkerer Regen noch problemlos abgeführt werden kann. Eine größere Dimensionierung der Abwassersysteme ist i.d.R. nicht wirtschaftlich, was im Wesentlichen mit den signifikant höheren Baukosten sowie mit dem größeren Unterhaltungsaufwand zusammenhängt (z.B. Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Kanäle in Zeiten geringerer Regenfälle). Ein größerer Bau- und Unterhaltungsaufwand würde zudem zu einer spürbaren Anhebung der Abwassergebühren führen. Die Ausrichtung an dem Bemessungsregen führt zwangsläufig dazu, dass bewusst eine Überlastung der Abwassersysteme bei Starkregen in Kauf genommen wird.

 

Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Bohne unterbricht die Vorsitzende um 19:42 Uhr die Sitzung, um den anwesenden Bürgern die Möglichkeit zu geben, eigene Fragen zu stellen.

 

Nach Wiederaufnahme der Sitzung um 19:55 Uhr bedankt sich Ortsvorsteherin Angela Linden-Berresheim bei Herrn Bohne für seinen Vortrag und seine Zusage, die von den Bürgern vorgetragenen Hinweise aufzunehmen und örtlich zu überprüfen.

Der Niederschrift wird zudem eine Übersichtskarte mit Angaben zum Abwassersystem beigefügt, dem insbesondere folgende Informationen entnommen werden können:

·         Abwassersystem (Misch- oder Trennsystem)

·         Lage der Kanäle und Schächte,

·         Haltungslängen (Abstand zwischen zwei Schächten)

·         Dimensionierung der Leitung,

·         Material der Leitung