Sitzung: 27.10.2021 Ortsbeirat Oberwinter
Zu diesem Punkt begrüßt die Vorsitzende
Angela Linden-Berresheim den Vertreter der EVM, Herrn Klaus Bohne, der in
leitender Funktion für die Abwasserbeseitigung zuständig ist.
Nach einer kurzen Vorstellung zu seiner
Person erläutert Herr Bohne die Grundzüge des Systems der Abwasserentsorgung in
Remagen. So wurde 1996 beschlossen, die Kläranlage in Oberwinter aufzugeben und
das Abwasser der gesamten Stadt der Kläranlage Sinzig zuzuführen. Ausgenommen
hiervon ist lediglich das Abwasser aus Oedingen, welches in der Kläranlage in
Züllighoven, Wachtberg, aufbereitet wird. Ausgehend von einer bis 2005/2006
durchgeführten hydraulischen Berechnung des gesamten städtischen
Abwassersystems durch das Fachbüro SAG aus Ulm wurde das Kanalnetz sodann Jahr
für Jahr ertüchtigt. So wurden beispielsweise allein in Oberwinter in den
letzten 5 Jahren in insgesamt 5 Baumaßnahmen nicht mehr ausreichend
leistungsfähige Kanäle und Schächte ertüchtigt und Regenüberlaufbecken (RÜB)
errichtet. Diese sind erforderlich, da in Remagen überwiegend sog.
Mischwasserkanäle bestehen, in denen das Schmutz- und das Regenwasser in einem
gemeinsamen Kanal abgeführt werden. Lediglich in neueren Baugebieten, wie etwa
dem „Krummen Morgen“ in Bandorf, werden Schutz- und Niederschlagswasser in
eigenen Kanälen geführt („Trennsystem“). Die RÜB dienen dazu, bei stärkeren
Regenfällen überschüssiges Wasser aus dem Mischwasserkanal in die Gewässer
(hier: Bandorfer Bach) abzuschlagen, um den Kanal und auch die nachgeschalteten
Anlagen zu entlasten.
Eine Anfrage aus der letzten Sitzung des
Ortsbeirates aufgreifend erklärt Herr Bohne, dass das gesamte Bandorfer
Schmutzwasser tatsächlich durch die Straße Im Wiesengrund geleitet wird. Dies
ist jedoch dem natürlichen Geländeverlauf geschuldet, da es sich hier um das
tiefste Gelände handelt. Befürchtungen der Anwohner zerstreut er mit dem
Hinweis, dass der Kanal an dieser Stelle mit einem Durchmesser von 500 mm (600
mm im Anschluss an das RÜB Bachhelte) ausreichend bemessen ist (vgl. auch
Anlage 1).
Von einer 100 %-Auslastung wird fachlich
gesprochen, wenn die Kanalrohre gefüllt sind. Die Kanalschächte bilden eine
Rückhaltereserve, da deren Volumen die Leistungsfähigkeit des Abwassersystems
nennenswert erhöht. Erst wenn sich in den Schächten der Abstand des Abwassers auf
weniger als 50 cm bis zum Kanaldeckel nähert, beginnt eine kritische
Auslastung.
Grundlage für die Bemessung der Kanäle ist
ein 15-Minuten- Regen, der seine größte Ergiebigkeit im 2. Drittel aufweist
(sog. „Euler-Regen“). Die hieraus abgeleitete Dimensionierung stellt sicher,
dass ein statistisch alle zwei bis vier Jahre auftretender stärkerer Regen noch
problemlos abgeführt werden kann. Eine größere Dimensionierung der
Abwassersysteme ist i.d.R. nicht wirtschaftlich, was im Wesentlichen mit den
signifikant höheren Baukosten sowie mit dem größeren Unterhaltungsaufwand
zusammenhängt (z.B. Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Kanäle in Zeiten
geringerer Regenfälle). Ein größerer Bau- und Unterhaltungsaufwand würde zudem
zu einer spürbaren Anhebung der Abwassergebühren führen. Die Ausrichtung an dem
Bemessungsregen führt zwangsläufig dazu, dass bewusst eine Überlastung der
Abwassersysteme bei Starkregen in Kauf genommen wird.
Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Bohne
unterbricht die Vorsitzende um 19:42 Uhr die Sitzung, um den anwesenden Bürgern
die Möglichkeit zu geben, eigene Fragen zu stellen.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung um 19:55 Uhr
bedankt sich Ortsvorsteherin Angela Linden-Berresheim bei Herrn Bohne für
seinen Vortrag und seine Zusage, die von den Bürgern vorgetragenen Hinweise
aufzunehmen und örtlich zu überprüfen.
Der Niederschrift wird zudem eine
Übersichtskarte mit Angaben zum Abwassersystem beigefügt, dem insbesondere
folgende Informationen entnommen werden können:
·
Abwassersystem
(Misch- oder Trennsystem)
·
Lage der
Kanäle und Schächte,
·
Haltungslängen
(Abstand zwischen zwei Schächten)
·
Dimensionierung
der Leitung,
·
Material
der Leitung