Beschluss: zur Kenntnis genommen

Bürgermeister Björn Ingendahl, seit 5. August 2021 gleichzeitig Verbandsvorsteher des Abwasserzweckverbands (AZV) „Untere Ahr“, berichtet über die Situation an der Kläranlage:

 

Durch die Flutkatastrophe im Ahrtal in der Nacht vom 14./15. Juli 2021 hat die Kläranlage „Untere Ahr“ einen technischen Totalschaden erlitten. Die Straße zur Kläranlage wurde freigespült. Durch Verwirbelungen wurden Autos und Bäume auf die Anlage geschleudert, die zu größeren Zerstörungen geführt haben.

 

Bis heute ist die Kläranlage in großen Teilen provisorisch wieder in Betrieb; bis Ende des Jahres soll die ganze Anlage wieder provisorisch in Betrieb sein.

 

Aufgrund der gebrochenen Abwasserleitungen in Bad Neuenahr und Altenahr kommt noch nicht das ganze Schmutzwasser an der Kläranlage an. Ein Teil des Schmutzwassers wird derzeit noch unmittelbar in Rhein und Ahr abgeleitet.

 

In Marienthal ist derzeit eine provisorische Kläranlage im Einsatz, die aus der Entwicklungshilfe stammt und sehr viel Schmutzwasser abfängt. Man hofft, im Frühjahr die defekten Leitungen und Pumpstationen wieder soweit in Betrieb nehmen zu können, dass die gesamte Schmutzfracht auf die Kläranlage befördert werden kann.

 

Der aktuelle Standort der Kläranlage „Untere Ahr“ befindet sich im Überschwemmungsgebiet von Rhein und Ahr. In Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium werden verschiedene Standortmöglichkeiten erarbeitet:

Bei einem Wiederaufbau an gleicher Stelle müsste ein Deich um die Kläranlage errichtet werden, damit diese künftig hochwassersicher ist. Aus Platzgründen ist diese Variante nicht ideal, aber dennoch umsetzbar.

 

Für die Errichtung einer neuen Kläranlage an Alternativstandorten werden derzeit Gespräche mit Grundstückseigentümern geführt. Bis Ende November soll die Entscheidung hinsichtlich des Standorts getroffen werden.

 

Die Anlage soll in jedem Fall auf 170.000 Einwohneräquivalente vergrößert werden, da die Kapazitätsgrenze bereits vor der Flut erreicht war. Eine Entscheidung, ob die Kläranlagen in Altenahr und Mayschoß wiederaufgebaut werden oder ob das Netz des AZV vergrößert wird, steht derzeit noch aus. Demnach würde die neue Kläranlage entsprechend auf 200.000 Einwohneräquivalente ausgebaut werden. Der Wiederaufbaufonds würde den Ankauf eines neuen Grundstücks fördern. Wenn die Gemeinden Altenahr und Mayschoß sich dem AZV anschließen, können die ursprünglichen Förderkosten für den Wiederaufbau dort dem AZV aufgeschlagen werden.

 

Die neue Kläranlage wird eine sog. Membrankläranlage. Diese moderne Anlage erfüllt bereits ¾ der 4. Reinigungsstufe und lässt sich perspektivisch problemlos auf die 4. Reinigungsstufe erweitern. Durch die Membrankläranlage entstehen höhere Betriebsführungskosten. Geplant ist, das bestehende BHKW zu erweitern sowie eine PV-Anlage zu installieren, um möglichst viel Energie selbst zu produzieren.

 

Mit der Gesamtplanung zum Wiederaufbau ist ein Team aus mehreren Ingenieur-Büros, der SGD Nord, dem Umweltministerium, den Werkleitern der betroffenen Kommunen sowie der AZV Untere Ahr befasst. Alle Arbeiten gehen bislang zügig und unbürokratisch voran. Beispielsweise wurde eine Pressung unter der Ahr für den Hauptstrang nach Bad Breisig in vier Wochen realisiert, die unter normalen Umständen vier Jahre gedauert hätte.

 

Bürgermeister Björn Ingendahl wird regelmäßig im Werkausschuss sowie in der Verbandsversammlung des AZV über den Sachstand berichten.