Betreff
Traglufthalle für das Freizeitbad Remagen;
Antrag der SPD-Fraktion
Vorlage
0077/2019
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

offen


Sachverhalt:

Bezugnehmend auf den Antrag der SPD-Fraktion, hat die Verwaltung den möglichen Bau einer Traglufthalle im Freizeitbad Remagen geprüft.

 

Eine Traglufthalle ist eine über einer festen Bodenplatte aufgeblasene, elastische, luftdichte Hülle. Die Dachhüllen von Traglufthallen werden aus einer luftdichten Textilplane errichtet. Typische Materialien sind Polyester für das Gewebe und PVC für die lufthaltende Komponente des Verbunds.

 

 

Bild 1: Badepark Elmshorn                                      Bild 2: Stadionbad Neustadt an der Weinstraße

 

Um das Schwimmerbecken des Freizeitbades ganzjährig nutzen zu können, würde eine Traglufthalle mit ca. 2.300 m² Fläche benötigt. Die Fläche ergibt sich aus der Größe des Schwimmerbeckens (50 x 17 Meter) mit Schwimmkanal. Des Weiteren müssen Abstandsflächen eingehalten werden und die Halle müsste eine Höhe von 10 Metern haben. Zur Befestigung der Traglufthalle entlang der Bodenkontur werden tragfähige Fundamente benötigt.

 

Verwaltungsseitig wurde mit verschiedenen Anbietern von Traglufthallen Kontakt aufgenommen. Die Investitionskosten für eine Traglufthalle inklusive Herstellung der Fundamente würden für das Remagener Freizeitbad etwa 450.000 € betragen.

 

Zusätzlich fallen erhebliche laufende Kosten an. Die Traglufthalle, der Umkleidebereich und vor allem das Schwimmerbecken müssten beheizt werden. Bei einer Innentemperatur von 26 Grad und einer Wassertemperatur von 23 Grad muss mit einem zusätzlichen Wärmebedarf von ca. 2.250.000 kWh pro Jahr gerechnet werden. Bei einem Gaspreis von ca. 4,2 Ct/kWh würde dies Mehrkosten in Höhe von jährlich ca. 85.000 € bedeuten. Die Traglufthallen sind nicht gedämmt.

 

Zum Vergleich: Das Freizeitbad hatte im Jahr 2017 einen Wärmebedarf von 420.000 kWh und im Jahr 2018 von 330.000 kWh. Im Jahr 2018 wurde in allen Liegenschaften der Stadt Remagen insgesamt etwa 3.860.000 kWh Gas verbraucht.

 

Eine Traglufthalle erfordert zudem dauerhaft den Betrieb eines Gebläses, insbesondere um Windstabilität zu gewährleisten. Für das Gebläse mit einer Anschlussleistung von 20 kW und einer Betriebsdauer von 210 Tagen (Oktober bis April) á 24 Stunden, würde der Strombedarf bei ca. 100.000 kW liegen und die Mehrkosten ca. 22.000 € betragen (bei einem Strompreis von 22 Ct/kWh). Zweckmäßig ist zudem ein Notstromaggregat, um einen Ausfall des Stromnetzes ausgleichen zu können.

 

Aufgrund der enormen Energieverbräuche wäre evtl. der Bau eines Blockheizkraftwerkes sinnvoll. Hierfür würden weitere Investitionskosten anfallen.

 

Ebenfalls steigen würden die Kosten für Wasser/Abwasser, von derzeit 9.000 € auf dann ca. 27.000 €.

 

Um einen Ganzjahresbetrieb im Freizeitbad Remagen zu realisieren, müsste die vorhandene Personaldecke deutlich aufgestockt werden. Aktuell sind zwei Fachangestellte für Bäderbetriebe und drei Rettungsschwimmer im Bad tätig. Während der Saison kommen zwei Reinigungskräfte und mehrere Aushilfen (Kassenpersonal/Beckenaufsicht) hinzu. Aufgrund der angehäuften Überstunden und dem nicht genommenen Urlaub in den Sommermonaten, werden diese derzeit im Winter abgefeiert. Im Jahr 2018 betrugen die Personalkosten insgesamt 265.000 €. Bei einer Aufstockung des Personals um drei weitere Rettungsschwimmer, würden die Personalkosten auf etwa 420.000 € steigen.

 

Hinzu kommen die jährlichen Kosten für den Auf- und Abbau der Traglufthalle. Der Saisonwechsel dauert etwa jeweils eine Woche. Für den reinen Auf- und Abbau werden etwa 10-15 Personen benötigt, sodass man sich einer externen Firma bedienen müsste. Die Kosten hierfür betragen etwa 20.000 € jährlich.

 

Eine Überdachung des Schwimmerbeckens mit einer Traglufthalle würde im Anschaffungsjahr zunächst etwa 450.000 € kosten. Hinzu kommen evtl. Investitionen in ein Blockheizkraftwerk.

 

Die Unterhaltungskosten würden um ca. 125.000 € (Energiekosten), die Personalkosten um ca. 155.000 € und die Abschreibung um mindestens 22.500 € (Investitionskosten 450.000 €/20 Jahre Nutzungsdauer) steigen. Des Weiteren ist der Auf- und Abbau der Traglufthalle mit 20.000 € kalkuliert. Insgesamt würde sich der jährliche Aufwand im Ergebnishaushalt um mindestens 322.500 € erhöhen.

 

Gegenzurechnen sind die Mehreinnahmen, die durch einen Ganzjahresbetrieb erzielt werden können. Die durchschnittliche Besucherzahl der vergangenen fünf Jahre liegt bei 69.550 Badegästen und die damit erzielten Eintrittsgelder bei durchschnittlich 168.000 €/jährlich. Wenn man davon ausgeht, dass sich die Besucherzahl beim Bau einer Traglufthalle um 50% erhöhen werden, betragen die Mehreinnahmen rund 84.000 €.

 

Der jährliche Verlust steigt bei den vorgenannten Zahlen um etwa 238.000 €. In den vergangenen Jahren betrug das Defizit des Freizeitbades im Durchschnitt ca. 260.000 €.

 

Nach Rücksprache mit mehreren Bädern, die eine Traglufthalle im Einsatz haben, kann festgestellt werden, dass diese vor allem von Dauerschwimmern, Vereinen und Schulen genutzt werden.

 

Zu berücksichtigen ist überdies, dass das Schwimmerbecken bereits 46 Jahre alt ist und somit in nächster Zeit saniert werden muss. Seit einigen Jahren werden immer wieder Fliesen ausgetauscht. Eine zeitgemäße Sanierung, mit Umwandlung in ein Edelstahlbecken sowie Austausch der Zuleitungen, kostet nach ersten Schätzungen ca. 1.500.000 €.